Das Herz der Erkenntnis (Pratyabhijnahrdayam) von Ksemaraja
Durch seine eigene freie und spontane Bewegung offenbart das absolute Bewusstsein das Universum, erhält es und nimmt es wieder in sich auf.
Das Bewusstsein hat die Macht, die Wirklichkeit ihrem eigenen Spiegelbild gegenüber zu entfalten.
Die illusorische Vielfältigkeit des Universums erscheint durch das Verhältnis von Subjekt und Objekt.
Der Experimentator, dessen Bewusstsein verzerrt ist, nimmt das Universum in seiner verzerrten Form wahr.
Das absolute Bewusstsein wird zum individuellen Bewusstsein durch eben diese Verzerrung. Sie wird durch die Objekte des Bewusstseins hervorgerufen.
Das individuelle Bewusstsein ist das absolute Bewusstsein.
Aber wenn das Bewusstsein dual erscheint, und diese Dualität mit dem Schleier der Illusion verdeckt ist, splittert sich das Bewusstsein erneut auf und nimmt die Form der fünfunddreissig Tattvas an.
So erscheinen alle philosophischen Standpunkte wie vom absoluten Bewusstsein gespielte Rollen.
Wenn das Wissen, das Verlangen, der Raum, die Zeit und die Kraft der Verwirklichung durch das individuelle Bewusstsein begrenzt sind, so ist die Shakti begrenzt.
Aber selbst in seinem verdunkelten Zustand ist das begrenzte Selbst von absoluter Natur.
Das Selbst offenbart alle Hindernisse, geniesst sie, macht sie räumlich, befruchtet und löst sie auf. Das ist die Sicht der Yoginis und der Yogin.
Seelenwanderung, das heisst, in der Illusion der Trennung zu sein und die Sicht der Siddhas nicht zu erkennen.
Öffnet man sich diesem Wissen, wird das begrenzte Selbst zum absoluten Selbst. Das Feuer des höchsten Wissens brennt. Es verzehrt jegliches aufgesplitterte Wissen und jedes Objekt.
Diese Macht der Erkenntnis der wirklichen Natur des Universums schliesst jegliches Ding mit ein.
Glückseligkeit zu erlangen, heisst, zu erkennen, dass das absolute Wissen unsere wahre Natur ist.
Die Herzensmitte zu öffnen, ist die Glückseligkeit des Geistes.
Der Yoga wird praktiziert durch die Konzentration auf das Herz, durch die Rückkehr der mentalen Gebilde und Wahrnehmungen in den Raum, durch die fortwährende Wahrnehmung der Räumlichkeit, die unter den Gebilden und Wahrnehmungen liegt, das konstante Erschauern des Spanda , durch das Samadhi in der Wirklichkeit, durch die stetige Rückkehr zum Unausgesprochenen über Atem und Mantras, durch das Fliessen des Atems zwischen den Herzen.
Innere Erfahrung und Wirklichkeit gehen ineinander auf, so ist das Samadhi endlich dauerhaft verankert.
Dann wird man in das höchste Selbst gegründet, die Essenz des Bewusstseins, der Autonomie und Glückseligkeit. Die gesamte Wirklichkeit geht vom absoluten Selbst aus und wird von ihm aufgenommen. Shivas Natur ist verwirklicht.
Übersetzung Veronika Sellier